Ein altes Sprichwort besagt: „Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau“. Bei SpaceX und seinem CEO, Elon Musk, trifft dies mit Sicherheit zu – und nein, damit sind nicht seine Ex-Frauen gemeint. Es gibt tatsächlich nur eine einzige Frau, die ihm neben seiner Mutter seit Jahren treu zur Seite steht: Gwynne Shotwell, die derzeitige Chief Operating Officer (COO) von SpaceX und Elons unverzichtbare rechte Hand.

Gwynne Shotwell, Geschäftsführerin und COO von SpaceX, während des Besuchs der Astronauten des NASA Commercial Crew Program im Jahr 2018
Quelle: Getty Images

In der dynamischen Welt der Weltraumforschung, in der Elon Musk als Visionär die Ambition hat, mit SpaceX nach den Sternen zu greifen, ist Shotwell eine aussergewöhnliche Kraft, die hinter den Kulissen unermüdlich daran arbeitet, diese Bestrebungen in nachhaltige Unternehmen zu verwandeln.

Im Gegensatz zu den meisten stereotypischen Raketenenthusiasten war Shotwells Weg in die Weltraumindustrie nicht vorgezeichnet. Zwar hat Gwynne als Fünfjährige mit ihrer Familie eine Fernsehübertragung der Apollo-11-Mission mitverfolgt, aber sie erinnert sich, dass sie diese „langweilig“ fand und sich damals nicht für die Raumfahrt interessierte. Dennoch hatte das Schicksal einen Plan, der sie schliesslich zu SpaceX führte.

Während ihrer Schulzeit spielte Gwynne Basketball und hatte keine klaren Pläne für ihren weiteren beruflichen Lebensweg. Bestärkt durch ihre Mutter, die sie zu einem Ingenieurstudium ermutigte, führt Gwynne die Entscheidung für ihre berufliche Laufbahn auf eine Ingenieurveranstaltung in ihrer Jugend zurück, bei der sie von einer Frau im Anzug inspiriert wurde.

[...] I loved her suit. Not a joke, I’m not exaggerating […] She really inspired me. And that day I said, ‘Okay, mom, you can get off my back, I will be a mechanical engineer.’
— Gwynne Shotwell bei der SW14-Konferenz der Society of Women Engineers im Oktober 2014

Während ihres Bachelor-Studiums der Ingenieurwissenschaften war sie eine von nur drei Frauen unter 36 Studierenden – eine erschreckende Statistik, die sie aber nicht von ihrem Weg abbrachte. Nach Abschluss ihres Studiums bewarb sie sich bei IBM, erhielt jedoch eine Absage. Ohne sich entmutigen zu lassen, schrieb sie sich für das Management-Trainingsprogramm der Chrysler Corporation ein. Dies war der Beginn ihres Weges zur COO (Chief Operating Officer). Sie übernahm sämtliche Aufgaben, vom Umbau von Motoren bis hin zur Zusammenarbeit mit den Konstrukteuren der Autos, und erweiterte auf diese Weise ihre Fähigkeiten.

Durch die Eintönigkeit ihres Berufslebens desillusioniert, entschied sie sich schliesslich, zu kündigen – und an diesem Punkt begann ihre Reise in die Raumfahrttechnik. Sie machte einen Masterabschluss in Mathematik und arbeitete anschliessend als Thermalanalytikerin bei The Aerospace Corporation. In dieser Funktion war sie dafür verantwortlich, auf den Supercomputern Echtzeitmodelle für die Erhitzung von Spaceshuttles zu erstellen und diese Informationen an die NASA weiterzuleiten. Zehn Jahre später wurde sie zur Direktorin der Abteilung für Raumfahrtsysteme bei Microcosm Inc. befördert. Hier dehnte sich ihr Aufgabenbereich auf strategische Geschäftsentwicklungsmassnahmen aus, mit dem Schwerpunkt auf dem Verkauf von Dienstleistungen an die Regierung und Unternehmen. Wie sich später herausstellte, erwarb sie in diesem Schmelztiegel der beruflichen Entwicklung ihre unschätzbare Expertise, deren Erträge sich später im kometenhaften Aufstieg von SpaceX zeigen sollten.

Wann genau ist Gwynne Shotwell zu SpaceX gestossen?

Gwynnes Weg zu SpaceX war kein Sprung, sondern eher ein kalkulierter Schritt ins Ungewisse. Obwohl sie sich in ihrer Position bei Microcosm wohlfühlte, verspürte Shotwell ein Kribbeln in sich, den brennenden Wunsch, einen Beitrag in einem grösseren Massstab zu leisten. Als sich die Gelegenheit bot, bei Elon Musks gewagtem Vorhaben mitzuwirken, ergriff Gwynne Shotwell die von ihrem ehemaligen Microcosm-Kollegen Hans Koenigsmann angebotene Chance.

Shotwell war von Elons Ambitionen, die Luft- und Raumfahrtindustrie aufzurütteln, beeindruckt – und genauso wie ihn frustrierte sie der Mangel an Innovation. Angesichts dieser und anderer Faktoren riet sie Musk, einen Verkaufsprofi einzustellen, um einen Kunden für die erste Rakete von SpaceX, die Falcon 1, zu finden. Musk erkannte ihre Leidenschaft und bot ihr später genau diesen Job an. Obwohl sie eine Weile zögerte und die Risiken und Vorteile abwog, war es der Reiz, die Grenzen der Raumfahrtinnovation zu erweitern, der sie schliesslich dazu bewog, Musks Angebot anzunehmen.

… this was just too far out of my comfort zone. I was driving on the freeway here in L.A. when it finally hit me: I was being a total idiot. [...] What I recognized at that moment was that it was the trying part that was the most important. [...] I don’t want to imagine what my life and career would be like had I said no.
— Gwynne Shotwell während einer virtuellen Eröffnungszeremonie an der Northwestern University im Jahr 2021

Musk wusste es zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich noch nicht, dass er mit diesem Neuzugang einen Volltreffer gelandet hat – die wohl wichtigste Personalentscheidung in der Geschichte des Unternehmens.

Die Geheimwaffe von SpaceX – die Funktion und der Einfluss von Gwynne Shotwell

Nur zwei Wochen nachdem sie Elons erstes Angebot abgelehnt hatte, stiess Shotwell als VP of Business Development in einer Vertriebsfunktion zu SpaceX. Während zahlreiche leitende Angestellte Musk seither verlassen haben, ist Shotwell unbeirrt geblieben und hat sich ihren Titel als unerschütterliche Stütze des Unternehmens redlich verdient. Gwynne gilt als die Nummer zwei im Unternehmen und ist die treibende Kraft, die die Grenzen des von Elon Musk gegründeten Raumfahrtunternehmens immer wieder neu auslotet.

Wann immer Elon einen Tweet veröffentlicht, der auf mögliche Probleme mit einer neuen SpaceX Rakete hindeutet, ist es Gwynne Shotwell, die rund um die Welt reist, um den wichtigsten Geschäftspartnern die reibungslose Durchführung des Starts zu versichern. Ihr unerschütterlicher Einsatz zur Verwirklichung von Elons Vision einer Landung auf dem Mars, gepaart mit ihrer pragmatischen Herangehensweise, hat ihre Position als unverzichtbare treibende Kraft bei SpaceX gefestigt.

First of all, when Elon says something, you have to pause and not immediately blurt out, ‘Well, that’s impossible,’ or, ‘There’s no way we’re going to do that. I don’t know how.’ So you zip it, and you think about it, and you find ways to get that done [...] I always felt like my job was to take these ideas and kind of turn them into company goals, make them achievable, and kind of roll the company over from this steep slope, get it comfortable.
— Gwynne Shotwell

Gwynne besitzt das einzigartige Talent, Elons visionäre Vorhaben in umsetzbare, progressive Strategien zu übersetzen. Sie nutzt die technologischen Fähigkeiten von SpaceX auf geschickte Weise, um profitable Geschäftsmodelle zu entwickeln, die längerfristige Projekte und ambitionierte Ziele wie die Menschen auf den Mars zu bringen, unterstützen. Dieses Konzept bezeichnet sie als „Restkapazität“ (englisch residual capability), ein Begriff, der durch bahnbrechende Vorhaben wie die Falcon 9 Rakete veranschaulicht wird.

It’s exactly this residual capability. So we developed the Merlin engine for the Falcon 1 launch vehicle. We could have tossed that engine and built an entirely new engine for the Falcon 9. It would have been called something different because Falcon 9 is nine Merlin engines, but instead of spending a billion dollars on a brand new engine, we put nine of them together on the back end of Falcon 9. Residual capability: glue three Falcon 9s together, and you have the largest operational rocket flying. And so it was expensive to do, but it was a much more efficient path than starting from scratch.
— Gwynne Shotwell im 2018 TED talk

Heute gilt Gwynne bei vielen als das „Geheimrezept“ hinter dem aussergewöhnlichen Erfolg des Unternehmens. Dieses verdankt sie ihrer technischen Expertise, ihrem geschäftlichen Know-how und ihren Beziehungen in der Branche, die ihr den Abschluss zahlreicher lukrativer Verträge ermöglicht haben. Matt Desch, der CEO der Satelliten-Firma Iridium, einem der grössten Kunden von SpaceX, behauptet, dass Musk zwar als der grösste Risikoträger von SpaceX angesehen wird, Shotwell jedoch die treibende Kraft hinter dem Erfolg des Unternehmens ist. Sie koordiniert den Einsatz des Personals bei den Starts, führt zentrale Geschäftsentscheidungen aus und fungiert, so Desch, als „the cleanup.“

Nachdem die Falcon 1 2008 bei ihrem vierten Versuch erfolgreich in die Erdumlaufbahn befördert wurde, handelte Shotwell mit der NASA einen Vertrag über USD 1,6 Milliarden für 12 Frachtflüge zur Raumstation aus. Ausserdem spielte Gwynne im Jahr 2013 Berichten zufolge eine entscheidende Rolle bei der Sicherung eines 20-jährigen Mietvertrags für die Startrampe 39A im Kennedy Space Center, einem Areal, das zuvor für die Apollo-Mondmissionen und andere Spaceshuttle-Flüge genutzt wurde.

Und schliesslich hat sich SpaceX seit seiner Gründung im Jahr 2002 von einem Start-up mit einer Handvoll Mitarbeitenden zu dem zweitgrössten Auftragnehmer der NASA und zum zweithöchstbewerteten Privatunternehmen der Welt entwickelt.

Auch wenn sie vielleicht nicht dieselbe öffentliche Anerkennung wie ihrem milliardenschweren Boss geniesst, so hat sich Shotwell in der Raumfahrtbranche einen Namen als souveräne Leaderin des erfolgreichsten Raumfahrtunternehmens der Welt gemacht. Trotz ihrer offensichtlichen Gegensätze werden Musk und Shotwell durch den gemeinsamen Ehrgeiz angetrieben, den Wachstumskurs von SpaceX voranzutreiben. Dabei stehen Gwynnes unverzichtbare Beiträge denen des Firmengründers in keiner Weise nach.

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