Wichtige Einblicke
1. Die Wirtschaft und die Aktienmärkte spiegeln nicht die Realität wider, da sie stark von denkenden Akteuren (Menschen) beeinflusst werden, deren Handlungen die Ergebnisse beeinflussen
Soros ist der Ansicht, dass Wahrnehmungen die Märkte bestimmen. Nach seiner „Reflexivitätstheorie“ spiegelt die Wahrnehmung des Werts einer Aktie lediglich die Erwartungen der Investoren an ihre künftigen Renditen wider – und diese können falsch sein. Diese Spekulationen wirken sich auf den Aktienkurs aus, beeinflussen das Anlegerverhalten und erzeugen so eine Feedback-Schleife, in der die Wahrnehmung die Realität beeinflusst.
Soros vermeidet daher Investitionen in Unternehmen, die nicht über ein solides Fundament verfügen. Zwar könnten jene Unternehmen wachsen, doch ihr Erfolg könnte lediglich auf den Erwartungen der Anleger und nicht auf einem substanziellen Basiswert beruhen.
2. Märkte sind amoralisch
Laut Soros verfolgen Märkte kein Gemeinwohl. Sie sind agnostisch, was bedeutet, dass sie keine bestimmte moralische Haltung vertreten. Entscheidend ist nicht, ob Entscheidungen moralisch richtig oder falsch sind, sondern ob sie zu einem Gewinn oder Verlust führen.
Soros betont immer wieder, wie wichtig es ist, sich auf die Ergebnisse und die Aktionen (oder Reaktionen), die dazu führen, zu konzentrieren.
Viele Fundamentalisten glauben an ein Marktgleichgewicht, bei dem Investoren rational sind und die Märkte die Ressourcen effizient verteilen. Soros ist da anderer Meinung. Er argumentiert, dass die Konzepte der Reflexivität und der menschlichen Unsicherheit die Idee des Marktgleichgewichts untergraben. Dennoch ist Soros der Meinung, dass diese Faktoren ausgeschöpft werden können – wie genau, erläutern wir in der nächsten Kernaussage.
3. Am meisten Geld verdient man in chaotischen Zeiten
Wer in Zeiten des Umbruchs gelassen bleibt, kann vielversprechende Chancen für sich nutzen. Investoren können die Fehler oder Träume anderer ausnutzen, indem sie Emotionen beiseite vorlassen und rationale Entscheidungen anhand der Fundamentaldaten von Unternehmen treffen.
4. Macht (Ereignisse und Beziehungen) hat einen erheblichen Einfluss auf den freien Aktienmarkt
Soros zufolge besteht das globale Finanzsystem aus zwei Arten von Ländern: solchen im Zentrum und solchen an der Peripherie. Internationale Schulden werden in den Währungen der Länder im Zentrum ausgewiesen, was ihnen den Vorteil verschafft, sich in ihren eigenen Währungen verschulden können. Peripherieländer haben dieses Privileg nicht.
Dies verschafft den Ländern im Zentrum einen deutlichen Vorteil, was zeigt, dass Machtverhältnisse und politische Ereignisse tatsächlich einen Einfluss auf die Märkte haben.
Die Länder im Zentrum haben die Freiheit, eine antizyklische Haushalts- und Geldpolitik anzuwenden, da alles in ihren eigenen Währungen erfolgt. Sie können diese Politik nutzen, indem sie beispielsweise Konjunkturmassnahmen umsetzen, um die Schwankungen der Konjunkturzyklen auszugleichen. Mit anderen Worten: Die Zentrumsländer bestimmen die Spielregeln, während die Peripherieländer sich an die Regeln halten müssen, wenn sie mitspielen wollen.
5. Objektive Wirtschaftsfaktoren glätten langfristig Preisverzerrungen
Das letzte wichtige Argument des Autors ist, dass es nicht nur um Irrationalität und Wahrnehmung geht. Die meisten Ungleichgewichte bei der Preisgestaltung börsengehandelter Vermögenswerte (beeinflusst durch die Psychologie der Anleger) werden auf lange Sicht ausgeglichen.
Ein Beispiel für diese Strategie ist Warren Buffett, der vielleicht produktivste Investor aller Zeiten. Er neigt dazu, Aktien von Unternehmen zu kaufen, in die er jahrzehntelang investieren möchte, da kürzere Zeitrahmen die Umsetzung der Fundamentalanalyse nicht ermöglichen.