Im Laufe der Geschichte haben Menschen mit aussergewöhnlichen Visionen die Entwicklung von Branchen, Volkswirtschaften und sogar ganzen Nationen verändert. Denken Sie an Steve Jobs, der mit der Gründung von Apple die Technologie revolutionierte, oder an Elon Musk, der die Automobil- und Raumfahrtindustrie in die Zukunft führt.

Auch die Schweiz hat ihre Visionäre, die Geschichte geschrieben haben. Einer davon war Nicolas Hayek, ein Schweizer Geschäftsmann und Mitbegründer, CEO und Vorsitzender der Swatch Group. Hayek hat nicht nur die Schweizer Uhrenindustrie aus ihrer dunkelsten Stunde herausgeführt, sondern auch einen neuen Ansatz für die Herstellung von Uhren entwickelt und gleichzeitig neu definiert, was es bedeutet, ein Zeitmesser zu tragen.

Nicolas Hayek (CEO von Swatch), sein Sohn Nicolas Jr. (links) und J.J. Aillagon, Vorsitzender des Centre Pompidou (rechts)
Quelle: Getty Images

We must build where we live. When a country loses the know-how and expertise to manufacture things, it loses its capacity to create wealth — its financial independence. When it loses its financial independence, it starts to lose political sovereignty.
— Nicolas Hayek in einem Interview mit Harvard Business Review

In diesem Artikel befassen wir uns mit der Lebensgeschichte von Nicolas Hayek, seiner entscheidenden Rolle bei der Bewältigung der Quarzkrise und seiner einzigartigen Unternehmensphilosophie, die auf Kreativität und mutiger Innovation beruht.

Der Lebensweg des Innovators, der die Schweizer Uhrenindustrie veränderte

Nicolas Hayek, 1928 in Beirut (Libanon) geboren, wurde ein reiches kulturelles Erbe und eine rigorose akademische Ausbildung mit auf den Weg gegeben, die ihm später den Weg zum Symbol des Schweizer Erfindergeistes ebneten. Bereits lange bevor sein Name zum Synonym für die Schweizer Uhrenindustrie wurde, hatte Hayek eine facettenreiche Karriere. Er studierte Mathematik, Physik und Chemie an der Universität Lyon, aber seine wahre Leidenschaft galt der Wirtschaft.

Zu Beginn seiner Karriere war Hayek in verschiedenen Funktionen in der Beratung und im Management tätig, was ihm ein umfangreiches Wissen über eine Vielzahl von Branchen verschaffte. Im Jahr 1963 gründete er Hayek Engineering, ein Beratungsunternehmen für Strategie-, Innovations- und Managementberatung mit Sitz in Zürich. Später machte er sich einen Namen als Turnaround-Spezialist und gewann namhafte Kunden wie BMW, Volkswagen AG, Pfizer und UBS.

In den frühen 1980er Jahren stand Hayek jedoch vor seiner grössten Herausforderung – und er stellte sich ihr, indem er den Kurs der Uhrenindustrie während der Quarzkrise für immer veränderte.

Schweizer Quarzkrise oder Revolution?

Die Quarzkrise der 1970er und frühen 1980er Jahre war für die Schweizer Uhrenindustrie eine Zeit des Umbruchs. Der Aufschwung der Quarztechnologie ermöglichte die Herstellung von Uhren, die sowohl günstiger als auch präziser waren als ihre traditionellen mechanischen Gegenstücke. Dieser technologische Fortschritt wurde als Revolution in der Zeitmessung gefeiert. Für die Schweiz stellte er jedoch eine existenzielle Bedrohung dar.

Japanische Unternehmen wie Seiko, Citizen und Casio waren Vorreiter dieser technologischen Revolution und überschwemmten den Markt mit präzisen und kostengünstigen Quarzuhren. Dazu gehörte auch die Astron, die als erste Quarzuhr der Welt zum Symbol dieser neuen Ära wurden. Die Schweizer Uhrenindustrie, die lange Zeit als Inbegriff von Luxus und Handwerkskunst galt, hatte dagegen Mühe, ihren Wettbewerbsvorsprung zu halten.

Seiko Quartz Astron 35SQ (50th Anniversary Limited Edition), die zwar keine exakte Nachbildung ist, aber in einigen wichtigen Aspekten dem Original nahe kommt
Quelle: Seiko

Ende der 1970er Jahre stand die Schweizer Uhrenindustrie vor dem Abgrund. Der einst dominierende Marktanteil der Schweiz, der rund 50% des weltweiten Uhrenmarktes ausgemacht hatte, war auf ein Viertel geschrumpft, was einen langen Schatten auf die Wirtschaft des Landes warf. Die Krise führte zum Verlust von rund 60’000 Arbeitsplätzen und viele der traditionsreichen Schweizer Uhrenmarken standen am Rande des Konkurses. Diese Krise bedrohte nicht nur eine Branche, sondern auch einen wichtigen Teil der nationalen Identität der Schweiz.

Inmitten dieser Turbulenzen erwies sich Nicolas Hayek als Schlüsselfigur, die den Lauf der Geschichte verändern sollte.

Produktqualität, exzellente Herstellung und Design – die Formel zur Überwindung der Krise

Bevor Hayek während der Quarzkrise zu einer Schlüsselfigur wurde, war er bereits ein etablierter Unternehmensberater. Er war bekannt für sein strategisches Denken und seine Fähigkeit, Marktchancen zu erkennen und zu nutzen. Im Jahr 1983 wurde Hayek beauftragt, die Liquidation von ASUAG und SSIH, zwei der grössten Schweizer Uhrenhersteller, zu beaufsichtigen. Doch wo andere ein Scheitern sahen, sah Hayek Potenzial.

The Swiss watch industry was completely devastated. People had given up; they were ready to sell our most valuable brands to foreign competitors and sell our factories for their real estate value. If ASUAG or SSIH had been making one franc of profit, they would have thrown me out the window…
— Nicolas Hayek in einem Interview mit Harvard Business Review

Er kritisierte den Mangel an Unternehmergeist in der Branche und drängte auf einen innovativeren Ansatz. Dies führte zu der Idee, SSIH und ASUAG zu einer gemeinsamen Holdinggesellschaft zusammenzuführen. Diese wurde später in Swatch Group umbenannt und Hayek selbst erwarb eine Mehrheitsbeteiligung. Im Mittelpunkt seiner Strategie stand das Konzept einer kostengünstigen, eleganten „Second Watch“ (Zweituhr auf Deutsch), die später als Swatch bekannt wurde.

Hayek übernahm die Geschäftsführung. Seine Strategie umfasste drei Hauptaspekte: Produktqualität, exzellente Herstellung und Design. Er hatte nicht nur vor, erschwingliche Zeitmesser herzustellen, sondern diese Uhren auch vollständig in der Schweiz zu produzieren – ein mutiger Schritt, der das Ansehen der Marke steigerte. Um die hohen Lohnkosten auszugleichen, führte Hayek eine automatisierte Produktionslinie ein, wodurch die Produktionskosten zunächst auf 30% und dann auf 10% reduziert wurden, ohne dabei die Integrität der Schweizer Handwerkskunst zu beeinträchtigen.

If we can design a manufacturing process in which direct labor accounts for less than 10% of total costs, there is nothing to stop us from building a product in Switzerland, the most expensive country in the world.
— Nicolas Hayek in einem Interview mit Harvard Business Review

Durch die konsequente Ausrichtung auf Innovation und Qualität hat Hayek eine aussterbende Branche wiederbelebt und neue Massstäbe für die Herstellung von Schweizer Uhren gesetzt.

Als die Swatch am 1. März 1983 auf den Markt kam, wurde sie sofort zu einer Sensation und wurde für ihr innovatives Design, ihre bunten Farben und ihren erschwinglichen Preis gefeiert. Sie war mehr als nur eine Uhr. Sie wurde zu einem kulturellen Phänomen und symbolisierte eine neue Ära in der Schweizer Uhrmacherkunst.

Moderne Swatch-Modelle (von links nach rechts): Swatch Neon Wave, Swatch x Seconds of Sweetness, Swatch Turquoise Joy und Swatch Bolden Yellow
Quelle: Swatch

Unter Hayeks Führung hat die Swatch Group nicht nur überlebt, sondern ist regelrecht aufgeblüht. Sein strategischer Weitblick und seine mutigen Entscheidungen retteten eine ganze Branche und ebneten den Weg für die Wiederbelebung von hochwertigen Schweizer Uhrenmarken wie Omega, Breguet und Blancpain, die heute alle unter dem prestigeträchtigen Dach der Swatch Group angesiedelt sind.

Nicolas Hayeks Sichtweise auf die Führung eines Unternehmens

Nicolas Hayeks Auffassung von Unternehmertum war tief verwurzelt in seiner Überzeugung, dass wahre Entrepreneure mit kreativen Künstlern vergleichbar sind. Für Hayek ging es im Geschäftsleben um mehr als nur ums Geldverdienen geht; vielmehr wollte er etwas Sinnvolles und Dauerhaftes schaffen. In einer Reflexion über seine Arbeit sagte er: An entrepreneur is an artist who creates beauty, who creates new wealth, who creates jobs. Have you ever heard of Picasso retiring? An artist does not retire.

Hayek war ein überzeugter Befürworter der Herstellung von Produkten in Hochlohnländern wie der Schweiz, anstatt sie in Niedriglohnländer auszulagern. Sein Bekenntnis zu diesem Grundsatz hatte nicht nur wirtschaftliche Gründe, sondern spiegelte auch sein ausgeprägtes Streben nach Qualität statt Quantität und seinen beharrlichen Drang nach finanzieller Unabhängigkeit wider.

Im Sinne dieser Überzeugung kritisierte Hayek den reflexartigen Ansatz mancher Unternehmensführer, für die Produktion automatisch auf Niedriglohnländer wie Singapur zu setzen. Stattdessen, so betonte Hayek, „CEOs must say to their people: ‘We will build this product in our country at a lower cost and with higher quality than anywhere else in the world.’ Then they have to figure out how to do it.“

Hayeks Geschäftsphilosophie war eine Mischung aus kontinuierlicher Kreativität und einem tief verwurzelten Glauben an die Macht der Vision. Weil er der Entwicklung sinnvoller Produkte Priorität einräumte und ein aktives Privatleben führte, war Hayek ein Paradebeispiel dafür, wie Leidenschaft und Innovation ein Unternehmen zu neuen Höhenflügen führen können.

Personally, I do not feel the need to rest. I had fun all my life. I often hear “In Forbes you are on the list of the biggest billionaires in the world, why don’t you live the dolce vita?” In fact, I have a house in Cap d’Antibes, with two pools. In all my houses, I have covered pools where I swim in the evening after work, I like to laugh… That said, for me, life is to create substance, and I am creative.
— Nicolas Hayek in einem Interview mit Prestige Magazine

Fazit

Die Geschichte von Nicolas Hayek ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, welche Auswirkungen visionäre Führung auf eine Branche haben kann. Seine Fähigkeit, über die unmittelbare Krise hinauszublicken und sich eine bessere Zukunft vorzustellen, rettete die Schweizer Uhrenindustrie und führte zu einem einzigartigen Ansatz in die Fertigung von Uhren. Auch nach seinem Rücktritt als CEO der Swatch Group lebt Hayeks Vermächtnis in diesem Unternehmen, das bis heute zu den führenden Unternehmen der globalen Uhrenindustrie gehört, weiter.

Nicolas Hayeks Lebensweg ist für Unternehmer und Führungskräfte eine Inspiration und zeigt, dass eine mutige Vision und unerschütterliches Engagement selbst bei scheinbar unüberwindlichen Herausforderungen das Blatt wenden können.

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